Raus aus dem Sessel
Sportwissenschaft trifft Tourismus – Sportstudentinnen und Studenten wollen mehr Menschen auch im Alltag in Bewegung bringen, erleben im Januar und Februar sanfte Wintersportarten und entwickeln neue Ideen in den Best of Winter-Regionen.
„Das haben wir lange nicht mehr gemacht. Wir kriegen das hin." Einen Augenblick später schwebt Paula in der Luft, die Hebefigur sitzt. „Wir hatten gemeinsam einen Akrobatikkurs", sagt Paula Ickler. Gemeinsam mit Freya Thole studiert die gebürtige Kasselerin Sport in Köln. Die dritte im Bunde, Lea Jungel, ist im sechsten Semester.
Alle drei sind engagiert, selbst oft in Bewegung, klettern, laufen, schwimmen, sind interessiert im Bereich nachhaltiger Sporttourismus und machen sich Gedanken über ihre Zukunft. „Ich würde gerne später etwas mit Menschen mit geistiger Behinderung machen", sagt Lea Jungel. Sie ist überzeugt davon, dass man bei Menschen generell viel erreichen kann, wenn man es schafft, sie zur Bewegung zu motivieren.
Und genau darum geht es. Die drei wollen Menschen „aus dem Sessel reißen". Denn laut einem aktuellen Report sitzen die Deutschen von Jahr zu Jahr immer länger.
Experten in Sachen Bewegung
„Als ehemalige Sportstudentin setze ich mich seit Jahren für sanften Tourismus ein - sowohl im Winter als auch zum Thema Wandern", sagt Verena Weiße, Inhaberin von Best of Winter, einer Kooperation, die für sanften Wintersport ohne Halli-Galli-Pisten-Partys mit Fokus auf Bewegung und Naturerleben steht: Langlaufen, Tourengehen, Winterwandern, Schneeschuhwandern, Rodeln. „Ich frage mich, wie wir mehr Menschen in Bewegung bringen können."
Die Experten in Sachen Bewegung sind Studentinnen und Studenten aus Köln. Sie werden die Best of Winter-Regionen im Januar/Februar auf ihre Gesundheits- und Fitnesstauglichkeit testen. Verena Weiße: „Sie berichten über ihre Erfahrungen und Erlebnisse. Am Ende entsteht je Region ein Programm mit Bewegungs- und Ernährungstipps, bewusster Erholung und Anregungen, damit Urlauber auch und gerade in ihrem Alltag in Bewegung bleiben."
Sanfter Wintertourismus in der Silberregion Karwendel
Paula Ickler, Freya Thole und Lea Jungel nehmen an der „Tiroler Schneegaudi" vom 19. bis 21. Januar in der Silberregion Karwendel teil, bei der Skibergsteigen, Schneeschuhwandern, Winterwandern und Rodeln im Mittelpunkt stehen. Einheimische und Gäste sind zu sanftem Tourismus, sportlichen Herausforderungen und geselligem Miteinander eingeladen – mit Fokus auf den umweltverträglichen und respektvollen Umgang mit der Natur. Was die drei Sportstudentinnen vor Ort erleben, halten Sie in Blogs, Fotos und Videoclips fest. Darüber hinaus entwickeln die jungen Frauen aus sportwissenschaftlicher Sicht eine „Winterfit-Woche", geben Tipps zu gesunder Ernährung, ohne dass der Genuss zu kurz kommt, und dazu, wie Urlauber - neu motiviert - auch im Alltag in Bewegung bleiben. „Wir freuen uns sehr über die Möglichkeit unsere Erkenntnisse praxisnah in einer Region einzubringen", so Paula Ickler. Auch Elisabeth Frontull, Geschäftsführerin der Silberregion Karwendel, ist begeistert von der Idee und dem Austausch mit den Sportstudentinnen. „Der sanfte Wintersport liegt mir am Herzen. Ich bin gespannt, was wir noch besser machen können."
Tipps und Ideen entwickeln im Großarltal
„Menschen in Bewegung zu bringen ist mein großes Ziel", sagt Steffen Schusser, der selbst bewegungshungrig ist und eine Vielzahl an Sportarten ausprobiert hat. Tanz, Bewegungstheater, Boarden, Jonglieren, Parkour. Vor seinem Studium hat er sechs Jahre lang im Eventmanagement beim „Radio 100,5 Das Hitradio." gearbeitet und bringt viel Lebenserfahrung mit.
Gemeinsam mit Hannah Simon und Emilio Funk geht es für den Aachener im Februar ins Großarltal im Salzburger Land. Dort werden die drei Freunde „Berg-Gesund" testen, eine Wochenpauschale abseits der Pisten mit geführten Schneeschuhwanderungen, Skitouren, Fitness-Winterwanderungen. Ideen entwickeln für eine „Winterfit-Woche" für Menschen, die zu viel sitzen in ihrem Alltag, Verbesserungsvorschläge geben und sich mit Thomas Wirnsperger, Geschäftsführer der Region Großarltal, austauschen.
„Wintersport, Nachhaltigkeit und Ernährung sind Themen, die mich total ansprechen", sagt Emilio Funk, für den Parkoursport an erster Stelle steht. Der 25-jährige Kölner gibt Kurse im Seniorensport und würde gerne zukünftig einen Parkour für Menschen über 50 anbieten. „Ich möchte die Leute auf jeden Fall aus dem Sessel reißen und bin gespannt auf die Erlebnisse, neue Erkenntnisse und den Austausch in der Region."
Auch für Hannah Simon ist der sanfte Wintersport ein wichtiges Thema. Die Traceurin (Anm. der Redaktion: Der Name Traceur kommt aus dem Französischen und leitet sich von der Trendsportart Parkour/Freerunning ab. Der Traceur (Läufer) überwindet bei diesem Sport einen Weg mit Hindernissen vom Start zum Ziel; und das möglichst effizient, schnell und kunstvoll, Quelle: traceur.at), die im Seniorensport arbeitet, freut sich auf die Zeit und darauf, die sanften Wintersportarten kennenzulernen. „Ich war noch nie Schneeschuhwandern. Auch Skitourengehen möchte ich gerne ausprobieren."
Für Felicitas „Feli" Fluhr und Jana Hänsel geht es in die Surselva
Auch Felicitas Fluhr und Jana Hänsel wollen etwas bewegen. Die Berlinerin „Feli" klettert, bouldert, surft und wandert gerne, ist viel gereist und hat eine Saison in der Surselva gearbeitet, im Berggasthaus Cuolm Sura. „Ich fand Outdoorsportarten immer gut, konnte sie leider nur im Urlaub machen. In Berlin gab es wenig Möglichkeiten."
Jana Hänsel „kommt aus der Leichtathletik" und geht auf Skilanglauftour in Norwegen im kommenden Jahr. „Es ist eine tolle Möglichkeit für uns, weil wir in den Tourismusbereich wollen. Ich freue mich auf die Zeit in der Surselva und darauf gemeinsam mit Feli Ideen zu entwickeln, um mehr Menschen in Bewegung zu bringen."
Langlaufen, Schneeschuhwandern und Ernährungscoach im Ausseerland Salzkammergut
Kurz vor ihrem Auslandsemester in Costa Rica reist Marion Bayer (22) gemeinsam mit Annika Terbrack (29) Anfang Februar ins Ausseerland Salzkammergut. Beide sind vielseitig interessiert. „Der Outdoorbereich hat mich gepackt, könnte mir auch vorstellen im Tourismus etwas zu machen", sagt Marion Bayer. Turnen und Wintererlebnissport sind die Themen der gebürtigen Bayerin.
Bewegung ist auch für Annika Terbrack wichtig. Vor ihrem Studium hat die Ausdauersportlerin (Marathon, Triathlon) eine Ausbildung zur Gymnastiklehrerin und Sporttherapeutin absolviert und in der orthopädischen Reha gearbeitet. „Ich würde gerne mehr Bewegung in den Schulalltag bringen und denke über einen Quereinstieg in die Schule nach", so die 29-Jährige. „Ich bin gespannt auf die Zeit im Ausseerland Salzkammergut und möchte unbedingt mehr Menschen in Bewegung bringen."
Alle Infos, Berichte, Fotos, Ergebnisse zu den „Winterfit-Wochen" und Tipps für mehr Bewegung im Alltag gibt es auf www.best-of-winter.com
Alle Infos, Berichte, Fotos, Ergebnisse zu den „Winterfit-Wochen" und Tipps für mehr Bewegung im Alltag gibt es auf www.best-of-winter.com
Fotos: Privat