Großarltal - Tag 2: Schneeschuhwandern, Langlauf-Crashkurs und abendlicher Rodelspaß
Unser zweiter Tag startete mit einem reichhaltigen Frühstück – das war auch nötig, denn wir sollten bald bei einer Wanderung auf dem Schneeschuhtrail ganz schön ins Schwitzen kommen. Aber von Anfang an...
Praktischerweise war an unsere Unterkunft, der Pension Kendlbacher, ein Sportgeschäft angeschlossen, welches jedes Outdoorherz höherschlagen ließ. Doch konnte man elegante Skis, solide Schneeschuhe und nützliche Skistöcke dort nicht nur kaufen, sondern auch ausleihen. Mega praktisch! So waren wir kurzerhand perfekt für unser Abenteuer ausgestattet. Bisher war noch keine von uns auf Schneeschuhen unterwegs. Eine neue Erfahrung lag vor uns, als wir, die breiten zackigen Schuhe an den Rucksack geschnallt durch Großarl zur Kieserlbahn liefen. Während der Gondelfahrt blieb Zeit, die Karten zu studieren – nicht jedoch ohne die faszinierende schneeweiße Bergwelt in die wir immer höher getragen wurden, auf uns wirken zu lassen. Oben angekommen dauerte es nicht lang, bis wir den Anfang des Schneeschuhtrails fanden und die Schuhe anschnallen konnten. Und dann passierte etwas, was bei Bergtouren öfter mal vorkommt und beweist: Berge bringen Menschen näher zusammen. „Hallo Mädels, geht ihr auch den Schneeschuhtrail? Darf ich mich euch vielleicht anschließen?", fragte uns eine Frau, die sich als Claudia vorstellte. Sie erzählte, dass sie selbst etwas an Höhenangst litt und sich deshalb nicht, so wie ihr Mann gerade, die Skipisten herunterschwang. Genau wie wir wollte sie alternativ das Schneeschuhwandern mal ausprobieren, war aber genauso unerfahren. „Ja klar", antworteten wir und starteten nun also zu viert.
Los ging unsere Tour immer bergab Richtung Arltörl. Die Landschaft empfing uns zunächst tief verschneit mit strahlend blauem Himmel. Immer wieder blieben wir stehen, um zu beobachten, wie die Sonnenstrahlen den Schnee glitzern ließ. Zahlreiche Tierspuren führten durch den Schnee - einige waren klar zuzuordnen, andere blieben uns ein Rätsel. Der gut ausgeschilderte Weg führte uns innerhalb der Baumgrenze und setzte sich zwischen Kiefern und Lärchen fort und war stellenweise ziemlich vereist. Dies tat unserer Tour aber keinen Abbruch, denn erstaunlicherweise erwiesen sich die Schneeschuhe als unheimlich trittfest. Mit unseren normalen Bergstiefeln wäre es vielleicht eine Rutschpartie geworden, aber die Schneeschuhe gaben uns viel Halt und Sicherheit. „Euch hat der Himmel geschickt", sagte Claudia erleichtert. „Alleine wäre ich wieder umgedreht", lacht sie. Aber so ist das manchmal, gemeinsam schafft man Dinge, die man sich allein vielleicht nicht traut. Nach einigen Stunden erreichten wir die Mittelstation der Gipfelbahn Fulseck, die uns wieder hoch hinaus aufs 2033m hohe Fulseck brachte. Das Bergpanorama rundherum zementierte uns ein Lachen ins Gesicht. Den Abschluss unserer Tour bildete eine Querung vom Fulseck zurück zur Bergstation der Kieserlbahn die uns, nach einer Stärkung in der Skylounge Wolke 7 und einem Abschied von unserer Gefährtin Claudia, wieder abwärts nach Großarl brachte. Unser Fazit: Schneeschuhwandern ist eine wunderbare Alterative zum Skifahren. Durch die geringere Bewegungsgeschwindigkeit bleibt mehr Zeit, um die Natur zu bestaunen, und doch hat die Tour uns einigen Schweiß abverlangt. Also auch der sportliche Aspekt bleibt voll erhalten.
Wieder an der Pension Kendlbacher angekommen, tauschten wir unsere Schneeschuhe kurzerhand direkt gegen Langlaufskier! Eigentlich stand die Tour auf den Loipen erst für Samstag auf dem Programm. Da aber keine von uns Langlauf-Erfahrung vorweisen konnte, organisierte der Tourismusverband für uns einen Schnupperkurs. In Windeseile standen wir also auf der Übungsspur und waren bemüht, den Anweisungen und Übungen unseres Skilehrers Roman Folge zu leisten. Den richtigen Körperschwerpunkt auf den schmalen Langlaufskiern zu finden und die richtige Koordination der Arm- und Beinbewegungen war zunächst gar nicht so leicht. Aber wir waren erstaunt, wie schnell unser Körper eine solche neue Herausforderung meistert. Es dauerte nicht lange, bevor wir mehr oder weniger grazil über die Loipe glitten. Ob Diagonal-, Doppelstock- oder Skatetechnik, bergauf und mittels Pizzastück auch bergab – Roman machte uns in rund 90 Minuten fit für unsere Tour am nächsten Tag.
Rundum müde und beseelt ließen wir beim Lammwirt im Elmautal an diesem Abend bei Wiener Schnitzel, Lamm-Curry und Spinatknödel den Tag Revue passieren. Aber ein Abenteuer steckt noch in uns: Eine Fahrt auf der beleuchteten, bestens präparierten Lammwirt-Rodelbahn. Die riesigen Reifen des Steyr-Traktor, der nach dem Essen auf den Hof fuhr, waren mit dicken Schneeketten bestückt. Den Frontlader beladen mit Schlitten, zog der Traktor den „Lammwirt-Express" – ein langer Hänger mit zahlreichen Sitzplätzen. Gemächlich ging es die Serpentinen hinauf zum Ausgangspunkt der Rodelstrecke. Eine Gaudi bergauf und rasant bergab durch den winterlichen, romantisch ausgeleuchteten Schneewald. Ein großartiger Tag im Grossarltal.