Gesund und fit durch den Winter - mit den Best of Winter-Originalen
Keine Lust auf Pistenrummel und Halligalli am Berg? In diesem Winter ist das für die meisten von uns sowieso keine Option. Doch den Trend zum sanften Wintersport, mit Spaß an gesunder Bewegung in einzigartiger Natur, gibt es schon länger. Best of Winter vertritt seit 2014 verschiedene Regionen im Alpenraum, die ihren Gästen ein naturnahes Wintererlebnis bieten – fernab vom Massentourismus. Wir haben uns bei unseren Experten umgehört und Tipps für diesen besonderen Winter gesammelt: Wie hält man sich fit? Und wie erden wir uns nach einem stressigen Tag im Homeoffice?
Deniz Göcen, 34, Rangerin im Naturpark Ammergauer Alpen:
Ich plädiere dafür bei jeder winterlichen Außenaktivität Beine und Kopf zu verbinden, also nicht alles zuparken und auf ausgewiesenen Routen bleiben. Die Natur braucht auch ihren Platz. Ich persönlich mache Trail Running, das hat mit Querfeldeinlaufen aber nichts zu tun, sondern ich nutze die ausgewiesenen Wanderwege. Ich bin dann nur ein bisschen schneller unterwegs als ein Wanderer. Zum Ausgleich mache ich Yoga, bin mit meinem Hund oder Pferd unterwegs und dehne mich. Zur Belohnung gibt es ein regionales Essen. Für mich muss es auch Bio und vegan sein, aber das ist eine individuelle Entscheidung. Regional kann aber wirklich jeder schaffen, vor allem, wenn man sich bewusst macht: „Du bist, was du isst."
Göcens Rumpfmobilisator, für Unerschrockene als Outdoorübung:
Auf eine Parkbank, den trockenen Schotter oder in den Schnee legen, Beine und Arme ausstrecken, Arme wie am Kreuz zur Seite legen, Handinnenflächen nach oben. Dann ein Fuß aufstellen, das Kniegelenk auf die gegenüberliegende Seite zum Boden ziehen, Schulter dabei auf dem Boden liegen lassen und Kopf zur gegenüberliegenden Seite ziehen. Die Dehnung 20 Sekunden halten, sich langsam ausstrecken und mit dem anderen Bein wiederholen. Die Rangerin macht diese Übung tatsächlich täglich, am liebsten draußen nach dem Laufen. Es gibt bekanntlich kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.
Betty Jehle, 48, Wander- und Schneeschuhführerin Gosau, Salzkammergut:
Ich habe das Glück, dass ich das Naturparadies vor meiner Haustüre habe und jederzeit die Natur genießen kann. Dieses Glück möchte ich teilen, zu jeder Jahreszeit, bei jedem Wetter: Viele Orte sind wunderschön und mystisch, wenn man Nebel und Regen hat und nicht immer nur Sonnenschein. Erwachsene brauchen die Natur, um abzuschalten und runterzukommen. Kinder und Jugendliche, um Erfahrungen zu sammeln, Zusammenhänge zu verstehen und sich selbst zu spüren. Meine Aufgabe als Vermittlerin ist, mit den Gästen bewusst durch die Natur zu gehen, Pflanzen zu begutachten und zu bestimmen, Wetter zu beobachten, Naturphänomene zu begreifen wie Dachsteinkalk, Wald, Pflanzen, Schneekristalle… Das weiterzugeben ist eine große Bereicherung.
Jehles liebste Entspannungsübung …
… ist ganz simple und sehr effektiv: „Dohe gehen" nennen es die Gosauer, „Waldbaden" moderne Städter. Betty sagt nichts. Sie geht einfach mal in den Wald, ohne Handy, ohne konkretes Ziel. Öffnet all ihre Sinne, sammelt Eindrücke und Wunder. Heimische Baumpilze etwa, die auch Vitalpilze heißen, und Kräuter. Alles wird zu Hause verarbeitet, ist Ruhepol, Antistressprogramm und Sensibilisierung in einem: Hast du das Leben, das du unbedingt haben wolltest oder nur eines, das du bekommen hast? Betty hat in der Natur nicht nur ihren Traumjob gefunden, sie vertraut auch darauf, dass sie ihn noch lange ausüben kann. Schließlich gilt: Wo die Natur uns mit einer Pandemie Rot zeigt, braucht es Experten, die uns die Signale übersetzen. Menschen wie Betty Jehle.
Regina Sterz, 35, ehemalige Skirennläuferin, jetzt Inhaberin vom Hotel Bergkristall im Bergsteigerdorf Mallnitz:
Wichtig ist, es langsam anzugehen, erst kurze Spaziergänge im Tal, dann längere Runden, schließlich die Gipfeltour. Wer vorbeugt, immer wieder Übungen zur Kräftigung der Muskulatur macht, vermeidet viele Wehwehchen. Als Spitzensportler bereitet man sich aber auch mental auf die Wettkampfsaison vor. Eine Routine vor dem Start hat mir immer geholfen, meine Anspannung in Motivation umzuwandeln: In meinen Gedanken bin ich die Strecke im Vorwege abgefahren, visualisierte die Knackpunkte und wie ich sie elegant bewältigte, äußere Einflüsse blendete ich dabei so gut es ging aus. Meine beiden Kinder (fünf und drei) fahren auch schon Ski, aber das haben sie nicht von mir, sondern im Kindergarten gelernt. Klar unterstütze ich sie, sollten sie später in meine Fußstapfen treten wollen, aber auf keinen Fall werde ich sie dazu drängen. Es steckt einfach viel zu viel harte Arbeit dahinter. In erster Linie sollen sie Spaß haben, alles Weitere ergibt sich dann.
Der Sterz Fitmacher für Draußen:
Einen Fuß etwas weiter als Schrittlänge nach vorne setzen und kontrolliert die Beine beugen, bis sie jeweils etwa zu 90 Grad angewinkelt sind. Achtung: Zehenspitzen nicht nach außen drehen, Oberkörper gerade halten, Arme an die Hüfte, die nun durch die Schwerkraft absinkt, so dass das Knie fast den Boden berührt. Nach 30 Sekunden mit dem vorderen Bein nach oben drücken und nach Belieben das Bein wechseln. Das Gute: Die Übung stärkt die Oberschenkel- und Gesäßmuskulatur und Sterz hat sie auch schon mit einem gefüllten Rucksack erfolgreich durchgeführt. Wenn der Ski-Profi mal mit Kind und Kegel unterwegs ist: Aktuell genießt die Ex-Skirennfahrerin die Tage mit der Familie ganz besonders. Draußen scheint die Zeit stillzustehen, menschenleere Straßen, absolute Ruhe in den Bergen und Erholung für die Natur. Den Ort Mallnitz hat sie sich sehr bewusst ausgesucht, weil man hier noch eine Auszeit mit Abstand genießen kann. Das war vor der Pandemie so, das wird danach wichtiger denn je, so die Überzeugung der 35-Jährigen.